Dreischritt in ein neues Leben

 

Wort Gottes

In jener Zeit sandten die Schwestern des Lazarus Jesus die Nachricht: Herr, dein Freund ist krank. Als Jesus das hörte, sagte er: Diese Krankheit wird nicht zum Tod führen, sondern dient der Verherrlichung Gottes: Durch sie soll der Sohn Gottes verherrlicht werden. Denn Jesus liebte Marta, ihre Schwester und Lazarus. Als er hörte, dass Lazarus krank war, blieb er noch zwei Tage an dem Ort, wo er sich aufhielt. Danach sagte er zu den Jüngern: Lasst uns wieder nach Judäa gehen. Als Jesus ankam, fand er Lazarus schon vier Tage im Grab liegen. Als Marta hörte, dass Jesus komme, ging sie ihm entgegen, Maria aber blieb im Haus. Marta sagte zu Jesus: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich: Alles, worum du Gott bittest, wird Gott dir geben. Jesus sagte zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen. Marta sagte zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Letzten Tag. Jesus erwiderte ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt, und jeder, der lebt und an mich glaubt, wird auf ewig nicht sterben. Glaubst du das? Marta antwortete ihm: Ja, Herr, ich glaube, dass du der Messias bist, der Sohn Gottes, der in die Welt kommen soll. Jesus war im Innersten erregt und erschüttert. Er sagte: Wo habt ihr ihn bestattet? Sie antworteten ihm: Herr, komm und sieh! Da weinte Jesus. Die Juden sagten: Seht, wie lieb er ihn hatte! Einige aber sagten: Wenn er dem Blinden die Augen geöffnet hat, hätte er dann nicht auch verhindern können, dass dieser hier starb? Da wurde Jesus wiederum innerlich erregt, und er ging zum Grab. Es war eine Höhle, die mit einem Stein verschlossen war. Jesus sagte: Nehmt den Stein weg! Marta, die Schwester des Verstorbenen, entgegnete ihm: Herr, er riecht aber schon, denn es ist bereits der vierte Tag. Jesus sagte zu ihr: Habe ich dir nicht gesagt: Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen? Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herum steht, habe ich es gesagt; denn sie sollen glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt, und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden, und lasst ihn weggehen!

 Johannes 11

 

Interview

Isabel: Hallo, Johannes. Schön, Dich wiederzusehen!

Johannes: Hallo! Na, bist Du gut in die Fastenzeit gestartet?

Isabel: Ehrlich gesagt, hatte ich in den letzten Wochen so viel um die Ohren, dass die Fastenzeit bisher etwas an mir vorbeigegangen ist.

Johannes: Umso besser, dass wir uns heute mit dem Evangelium vom 5. Fastensonntag beschäftigen.

Isabel: Ja, du hast recht. Dieses Evangelium rund um Lazarus ist mir wirklich sehr lieb und berührt mich immer wieder ganz tief. Vermutlich auch wegen meiner Arbeit im Kinderdorf. Jedenfalls denke ich in meinen Diensten oft an Lazarus.

Johannes: Kannst Du mir das genauer erklären?

Isabel: Na ja, bei den Kindern, die bei uns im Kinderdorf landen, geht es ja auch um Auferstehung. Da ist auch innerlich ganz viel abgestorben, ganz viel gefesselt, sodass kein wirkliches Leben möglich ist. 

Johannes: Das heißt, Du bist so ein bisschen Hebamme für das neue Leben?

Isabel: Das ist ein schöner Gedanke! Ja, genau das wäre ich gerne, aber es ist doch in der Realität oft so viel schwieriger als in den Evangelien. Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass Jesus einfach zu spät kommt und mich genauso hängen lässt wie Marta und Maria.

Johannes: Mmh, das Gefühl kennen vermutlich viele. Jesus scheint einfach nicht da zu sein, sich nicht um das zu kümmern, was in mir oder um mich  herum gerade stirbt.

Isabel: Genau! Manchmal klappt einfach gar nichts, alles geht schief oder in meinem Fall: Ich sehe wie die Kinder immer weiter abrutschen und kann sie nicht bremsen. Und es gibt auch keinen Gott, der ruft „Kommt heraus!“.

Johannes: Ja, ich glaube, aus der Perspektive würde ich auch wütend werden. Aber gestatte mir eine Rückfrage: Hat Jesus Marta und Maria wirklich „hängengelassen“ wie Du es oben formuliert hast?

Isabel: Vom Ende her gesehen nicht, denn da ist Lazarus ja wieder lebendig, aber warum wartet Jesus so lang? Warum mutet er Marta und Maria, den Schmerz und die Verzweiflung zu? Warum lässt er Lazarus, den er lieb hat und um den er dann ja auch weint, sterben? All das zur Verherrlichung Gottes? Na, ein feiner Gott ist das, der so verherrlicht wird.

Johannes: Willst Du jetzt eine fromme Antwort auf deine Fragen?

Isabel: Nein, ich will eine, die mich existentiell durch die Nöte trägt, die ich jeden Tag erlebe. Wenn sie das tut, dann darf sie aber durchaus auch „fromm“ sein. 

Johannes: Ok, das ist diplomatisch. Was kann ich dir denn sagen aus meiner Erfahrung mit Jesus? Er hat immer wieder Dinge getan, die ich nicht verstanden habe. Ich habe nicht verstanden,  was bei der Verklärung geschehen ist, warum die Kreuzigung geschah, was dann die Auferstehung war und oft habe ich auch seine Predigten nicht verstanden. Vielleicht hat jeder Mensch eine Liste mit vielen Fragen, die er Gott irgendwann mal vorlegen wird. Ich habe sie jedenfalls auch.

Isabel: Das ist ja beruhigend! Aber wenn Dir all das auch ein manchmal unverständliches Rätsel war, warum bist Du dann bei ihm geblieben?

Johannes: Weil es hinter all dem auch noch was anderes gab. Oft habe ich erkannt, dass Jesus sich so verhalten hat, damit ich ihm näher komme und noch besser verstehe, wie sehr er mich liebt.

Isabel: Ja, Martas Glaube an die Auferstehung ist nach der Auferweckung ihres Bruders sicher noch größer gewesen.

Johannes: Ja, und vielleicht haben sie und ihre Schwester auch erst an den Tränen Jesu erkannt, wie sehr er Lazarus und sie beide liebt. Was glaubst Du, was dieses Ereignis mit der Beziehung der vier gemacht hat?

Isabel: Spannende Frage! Worüber haben die wohl beim Abendessen gesprochen?

Johannes: Vielleicht hat Jesus ihnen erklärt, dass er viele Menschen davon überzeugen wollte, dass er die Auferstehung und das Leben ist, und weil Menschen eben manchmal Hornochsen sind, musste er diesen Weg gehen.Damit es wirklich jeder begreift. 

Isabel: Na, und begriffen hat es immer noch nicht jeder.

Was ich noch spannend finde, ist dieser Dreischritt aus Imperativen, den Jesus geht: „Komm heraus!“, „Löst ihm die Binden“, „Lasst ihn weggehen!“. Sind das die Schritte in ein neues Leben?

Johannes: Das ist eine spannende Frage. Ja, vielleicht ist das der Weg, der lebendig macht.

Isabel: Und es sieht ganz so aus, als ob ich ihn nicht ganz alleine gehen könnte. Ich brauche jemanden, der mich ruft, ich brauche jemanden, der mir die Binden löst….

Johannes: Ja, und Du brauchst auch jemanden, der dich in aller Freiheit gehen lässt.  

Isabel: Ja, Du hast recht. Die Freiheit nach der Auferstehung ist wichtig und schließt ja nicht aus, dass man immer mal wieder zu den Menschen zurückkehrt, die einem ins Leben geholfen haben.

Johannes: Ja, und ich hoffe, dass jeder Mensch die Erfahrung machen darf, dass man mit Gottes und der Menschen Hilfe neues Leben geschenkt bekommen kann und dass es sich lohnt, an Jesus festzuhalten, auch wenn alles drunter und drüber geht.

Isabel: Das kann vielleicht auch im Zugehen auf Ostern noch ein Fastenvorsatz sein „Festhalten!“

Johannes: Ja, und vielleicht kann ich an der ein oder anderen Stelle auch meinen Mitmenschen zurufen „Komm heraus“. Dann könnten wir alle an Ostern Hebammen zum neuen Leben sein.

Isabel: Das ist eine schöne Idee. So werden wir es machen!

 

 

„ChristImpulse“

 

für das Auferstehen im Alltag

 

 -Herzensgebet:

Komm heraus!                       

 

-zwischendurch immer wieder einmal:

Mich von Gott aus dem alltäglichen Getriebe herausrufen lassen….           

 

-Tagesrückblick:

Wem konnte ich heute ein „Komm heraus“ zurufen? Denen Dank sagen, die mich rufen und meine Fesseln lösen.           

 

 Gebet

 

 

Ihr fragt,

wie ist

die Auferstehung der Toten?

Ich weiß es nicht.

 

 

Ihr fragt,

wann ist

die Auferstehung der Toten?

Ich weiß es nicht.

 

Ihr fragt,

gibt’s

eine Auferstehung der Toten?

Ich weiß es nicht.

 

Ihr fragt,

gibt’s

keine Auferstehung der Toten?

Ich weiß es nicht.

 

 

Ich weiß nur,

wonach ihr nicht fragt:

die Auferstehung derer,

die leben.

 

 

Ich weiß nur,

wozu Er uns ruft:

zur Auferstehung

heute und jetzt.                                                  Kurt Marti